Das Haus Geißstraße Nr. 7

- in seinem 111. Jahr

im Dezember 2020

Jahresrückblick 2020

Seit 1909 ist das Haus Geißstraße Nr. 7 der städtebauliche Mittelpunkt des einzigartigen Quartiers, das im Zuge der Altstadtsanierung Eduard Pfeiffers entstand. 1994 brannte das Haus aus, sieben Menschen starben, viele weitere wurden verletzt und traumatisiert. Seit dieser Zeit kümmern wir uns als Stiftung um das Haus und die Menschen, die darin wohnen.
Das Jahr 2020, das 111. in der Geschichte des Hauses, war von vielfachen Umbrüchen geprägt.
Tagsüber lärmten und staubten die Baustellen rings um unser Haus: Die Rathausgarage, der Hotelbau am Pierre-Pflimlin-Platz, der Umbau der Eberhardstraße – auch die Sanierung des Hegel-Hauses, die Baustelle neben dem Tagblattturm in der Torstraße. Während der Shut-Downs aber herrscht gespenstische Stille rings ums Haus, wo sonst bei Dunkelheit hunderte Leute beieinanderstanden und miteinander tranken.
Und auch das DELI im Haus ist geschlossen, wie all die vielen Lokale im Viertel.
Unser Stiftungszweck besteht darin, ein offenes Haus der Begegnung verschiedener Nationalitäten und Meinungen zu führen.
Das Virus hat diesen Stiftungszweck im 111. Jahr der Hausgeschichte fast ins Gegenteil verkehrt.
Wir waren damit beschäftigt, unser pralles Veranstaltungsprogramm abzusagen, umzustellen, ins nächste Jahr zu verschieben. Um zu verhindern, ein weiteres Glied in der Infektionskette zu werden.
Wir haben uns behelfen können durch Webinare. Und durch Spaziergänge an der frischen Stadtluft. So konnten wir den Oberbürgermeister-KandidatInnen Gelegenheit geben, ihre Sicht der Stadt durch Spaziergänge zu erläutern.
Wir haben die Zeit genutzt, die Infrastruktur des alten Hauses und der Stiftung instand zu setzen, die Keller zu räumen, die Wände zu weißeln, in den Wohnungen nach dem Rechten zu schauen. Und wir nehmen uns Zeit für die Bewohnerinnen und Bewohner des Hauses.
Wir hoffen sehr, dass sich unsere Arbeits- und Kommunikationsmöglichkeiten mit dem nächsten Jahr wieder normalisieren.
Mit unserer Arbeit, mit unserem Haus, mit einem neuen Veranstaltungsprogramm wollen wir dazu beitragen, dass solidarischer Zusammenhalt in der Stadt, dass Begegnungen wieder als normal empfunden werden – und nicht als Gefahr.
Vor unserem Haus steht der Hans-im-Glück am gleichnamigen Brunnen. Der Hans hat sein Glück gefunden, weil er – wenn auch durch Unwissenheit – auf materielle Schätze verzichtete.
Wir hingegen sollten zu einer neuen Normalität zurückfinden, die sehr bewusst auf all das verzichtet, was unsere Sinn- und Glückssuche verhindert.

In diesem Sinne wünscht Gesundheit und Glück

Ihre Stiftung Geißstraße

Unser Spendenkonto:
Bankverbindung: Volksbank Stuttgart
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